October 8, 2018
Hannover Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) will bei der Suche nach Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration Tempo machen. Dies sei ein „Arbeitsauftrag für mich“, sagte die CDU-Politikerin gestern nach einem Gespräch mit Branchenvertretern in Hannover.
Die Ministerin hatte den Schweinegipfel anlässlich der eigentlich zum Jahreswechsel auslaufenden betäubungslosen Kastration männlicher Ferkel einberufen. Inzwischen gibt es im Bundestag allerdings eine Initiative, die die Frist um zwei Jahre verlängern will. Diese Zeit dürfe nicht ungenutzt verstreichen, mahnte Otte-Kinast. „Wir müssen jetzt handeln, wir alle sind in der Pflicht“, sagte sie. Die Ministerin schlug eine Aufklärungskampagne für Verbraucher vor, um das Fleisch unkastrierter Eber hierzulande vermarktbar zu machen. Dabei seien die Käufer auch in der Pflicht, für Eberfleisch „mehr Euros auszugeben“. Gleichzeitig müssten die Alternativen zur betäubungslosen Kastration weiterentwickelt werden. Otte-Kinast sprach sich für den sogenannten „vierten Weg“, also die Kastration von Ferkeln nach lokaler Betäubung, aus. „Wir müssen den vierten Weg gangbar machen“, sagte sie. Sie stehe zu dieser Methode. Otte-Kinast geht davon aus, dass die Bauern nach Schulung diese Anästhesie selbst vornehmen können. „Ich traue unseren Landwirten viel zu“, sagte sie. Die Ministerin kündigte an, den Bund in die Pflicht zu nehmen.
Auch für Heinz Schweer vom Fleischkonzern Vion ist der vierte Weg die gangbare Alternative. Eine Vermarktbarkeit von Eberfleisch hält er hingegen in der exportorientierten Branche für nicht durchsetzbar. In einem Markt, in dem der Bauch nach Südkorea, die Pfoten und Kopf nach China und das Lachsfleisch nach Japan gingen, sei Eberfleisch in größeren Mengen kaum verkäuflich. „Wir verkaufen keine halben Schweine“, sagte Schweer.
Von Klaus Wieschemeyer
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